ZÄHRINGER KLAVIERBAU
Stimmung – viel mehr als eine akustische Korrektur
Mein Ziel ist, dass Ihr Tastengefühl und der Klang des Klaviers eine homogene Einheit bilden.
Ein Ton wird nicht nur gehört, sondern erlebt!
Er erzeugt vielschichtige Empfindungen, weil er ein synästhetisches Phänomen ist.
Sobald wir einen Ton anschlagen sind alle Sinnesorgane in Anspruch genommen. Nach meiner Erfahrung gibt es zwischen der Spielart des Instrumentes und dem Klangeindruck naturgemäß die meisten synästhetischen Schnittmengen.
Der Klavierstimmer bringt die Tonhöhen in Ordnung, setzt jeden der 88 Töne ins richtige Verhältnis zum andern, aber idealerweise macht er mit seiner langjährigen Erfahrung noch mehr: er hört und spürt, wie das Klavier als Ganzes disponiert ist, und vermag, das Instrument auf ihre Bedürfnisse einzustellen.
Regulation
Sämtliche für das Spielgefühl bestimmende Voraussetzungen, die innerhalb der Mechanik in Beziehungen stehen, werden als Regulation bezeichnet: die Spieltiefe der Taste, die Höhe der Taste, der Abstand des Hammerkopfscheitels zur Saite, die Stielschräge des Hammers im Moment des Saitenkontakts, usw. usw. .…. Es braucht viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen eine Mechanik so zu regulieren, dass sie sich nicht aufdrängt.
Sie sollen Ihre Kreativität nicht auf dem Weg der Hände zu den Saiten zwischen all den Stielen, Federn, Tangenten, Kapseln und Achsen verlieren, sondern mit der Mechanik spielen können.
Wie oft stimmen lassen?
Mit zwei Stimmungen im Jahr bleibt das Instrument länger in einem gestimmten Zustand.
Ein Klavier oder Flügel besteht zum größten Teil aus dem Material Holz.
Das Holz arbeitet, zieht sich zusammen, dehnt sich aus, verformt sich.
Holz reagiert auf das spezifische Raumklima, auf die Jahreszeiten.
Der Resonanzboden besteht aus astreiner, langsam gewachsener Fichte. Sobald er sich, zum Beispiel in den Wintermonaten, aufgrund von Trockenheit senkt, geht auch die Stimmung nach unten.
Diese klimatisch bedingten Verstimmungen stellen sich auch ein, wenn wenig gespielt wird.
Die Saiten sind zwar aus Federstahldraht mit einer enormen Zugfestigkeit, aber auch Federstahl gibt nach, vor allem wenn er noch neu ist.
Historische Stimmungen
Mit einem großen Erfahrungsschatz stimme ich die gewünschten historischen Stimmungen nach Gehör und kann auch auf speziellere Wünsche der Musizierenden eingehen.
Schon in meiner Lehrzeit habe ich mich für historische Stimmungen interessiert und sozusagen Temperaturen gesammelt.
“Temperatur” bezeichnet den Ausgleich zwischen Intervallen innerhalb einer Oktave.
Dieses Ausgleichen kann zu 8 reinen Terzen führen, wie bei einer so genannten mitteltönigen Temperatur oder zu einer langsamen Zunahme der Terzschwebungen entlang des Quintenzirkels.
Auch ein kleines, modernes Klavier, welches zum Beispiel von Anfängern genutzt wird, kann durch eine Stimmung klanglich gewinnen: die am Anfang meist benutzen Tonarten klingen dann ausgewogener.
Ein Jazzpianist hat über lange Zeit auf einer “Kirnberger”- Stimmung gespielt: die in dieser Stimmung typischen Quinten und Quarten erzeugen innerhalb der komplexen Akkorde einen kristallinen Charakter.
Welche Stimmtonhöhe ist richtig?
Seit der letzten Stimmtonkonferenz in Wien 1939 gilt für den Kammerton die Frequenz a̍ 440Hz als Ausgangston.
Vielerorts wird höher gestimmt.
Insbesondere wenn Bläser begleitet werden wollen. Aber auch im Bereich der Kammermusik wird als Ausgangston gerne der Kammerton a̍ 443Hz gewünscht.
Das moderne Instrument (modern meint ab 1860) ist mit den Zugkräften für den Kammerton konstruiert und klingt auf dieser Frequenz am besten.
Der Unterschied der Tonhöhe zuhause und im Unterricht oder auf der Bühne kann verwirrend sein.
In seltenen Fällen sollten zum Beispiel Blüthner-Flügel auf a̍ 435Hz gestimmt werden.
In der historisch informierten Aufführungspraxis hat sich für die Zeit der “Wiener Klassik” der Kammerton a̍ 430Hz durchgesetzt.
Das absolute Gehör
Das absolute Gehör ist ein Erinnerungsvermögen an Tonhöhen. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts sind die Musizierenden dazu übergegangen sich auf einen bestimmten Kammerton festzulegen. Ein Ton auf den sich alle anderen Töne beziehen.
Dieser Kammerton schwankte von 400 Hz bis 500 Hz.
Der Austausch unter den Musikern und Orchestern machte einen international einheitlichen Kammerton notwendig (Paris 1859, a̍ 435 Hz — Wien 1939, a̍ 440 Hz).
Die Musik von J.S. Bach erklang von Orgel zu Orgel in verschiedenen Tonhöhen, zumal die einen Orgeln – manchmal aus rein pragmatischen Gründen – einen halben Ton höher gestimmt waren und manche dagegen einen halben Ton tiefer!
Die Noten wurden dann aber nicht entsprechend transponiert, das war schon wegen der ungleichschwebenden Stimmung nicht möglich.